Lagerguthöhe >7,5m, IndBauRL

Benutzer_1085

Liebe Kollegen, ich bitte mal wieder um Auskunft insbesondere der Feuerwehrpraktiker:

Ein ausgedehnter Industriebetrieb wurde bei der ursprünglichen Genehmigung in Brandabschnitte nach Nummer 6 IndBauRL abgehandelt. Anforderung unter anderem Lagerguthöhen max. 7,5 m.

Getreulich der IndBauRL, wo geschrieben steht:

"6.2.2 In Lagergebäuden und Gebäuden mit Lagerbereichen müssen bei Lagerguthöhen (Oberkante

Lagergut) von mehr als 7,5 m selbsttätige Feuerlöschanlagen angeordnet werden."

Nach einem Blick in die Erläuterung der Obersten war für mich immer klar, dass die FW höhere Lagerguthöhen nicht beherrschen kann:

"In Lagergebäuden und in Gebäuden mit Lagerbereichen mit Lagerguthöhen (Oberkante Lagergut) von mehr als 7,5 m ist ein Löschangriff durch die Feuerwehr nicht möglich. Deshalb wird bei Lagerguthöhen von mehr als 7,5 m für diesen Bereich eine selbsttätige Feuerlöschanlage gefordert."

Nun soll bei dem o.g. Objekt eine Lagerguthöhe von 8 m ohne Sprinklerung realisiert werden. Angeblich kann die Feuerwehr bei entsprechend breiteren Gassen zwischen den Lagerbereichen bis 9 m löschen.

Bin verwirrt, unter welchen Vorraussetzungen kann die FW Lager bis zu 9 m löschen? Warum dann die Aussage in der Begründung zur InBauRL, dass Löscharbeiten über 7,5 m nicht möglich sind?

Vielen Dank für die nachsichtige Erklärung im voraus.

Gruß, Caddy

Feuer-Hewi

Hallo Caddy,

sicher kann die FW höher als 9 m spritzen; es ist ja bekannt, dass die Wurfweite des C-Strahls mit 20 m angesetzt wird. - in der Höhe wohl nicht ganz so hoch, aber höher als 9 m.

Aber in der IndBauR ist die 7,5 m Grenze ja auch nur bei der Festlegung n. Abschnitt 6 - ohne Brandlastermittlung. Im Klartext heißt dies, dass aller Mist gelagert sein darf, ohne Rücksicht auf die Brandlast. Und hier musste im Rahmen der Regeleung eine Grenze gesetzt werden. Diese liegt nun mal bei den 7,50 m unter denen eine extreme Brandlast noch beherrschbar ein sollte. Wenn Sie nun ein Lagergut mit gerinder Brandlast haben und höher stapeln wollen, kann dies gefahrlos möglich sein, wenn es aber Kleinteil-Magazinboxen aus Kunsstoff sind, in denen dann auch noch kleine Kunststoffteile gelagert werden, sind auch die 7,50 m zuviel.

Wenn Sie also höher hinaus wollen oder müssen, dann bitte nach Abschnitt 7 oder mit Ingenieurmthoden bewerten.

(siehe hierzu auch den ergänzenden Kommentar von Herrn Dr. Wiese)

mfg

der Feuerteufel

Benutzer_205

Hallo Caddy,

soweit ich gesehen habe, sind Regale erst ab 7,50 m Lagerguthöhe als Sonderbau (Art. 2 Abs.4 Nr. 16) zu behandeln. Das heißt also, dass nach der Bauordnung eine größere Höhe (egal ob Sprinklerung oder nicht) zunächst einmal möglich ist, muss aber dann mit der Behörde oder einem Prüfsachverständigen abgesprochen werden. Vielleicht geht eine geringe Erhöhung von einem halben Meter als Abweichung.

Viele Grüße

H. Klein

Benutzer_1085

Hallo Herr Klein, vielen Dank, aber die Frage ist akademisch. Die bauliche Anlage ist wegen der Grundfläche > 1.600 m? Sonderbau und damit im Geltungsbereich der IndBauRL.

Hallo Feuer-Hewi, vielen Dank für die Auskunft. Ihre Aussage deckt sich mit der des Nachweiserstellers. Ich war wohl geistig gefangen. Bei Höhenangaben und Feuerwehr denkt man halt immer gleich an Leiterlängen...

Gruß, Caddy

Benutzer_205

Hallo Caddy,

sorry, das wusste ich nicht, hätte es mir aber denken können. Aber meinen Sie nicht auch, dass bei 50 cm - also einer geringen Überschreitung - eine Abweichung noch möglich wäre? Als Kompensation könnte ich mir eine Früherkennung vorstellen, besonders im oberen Bereich. Wenn Sie im Bauvollzug tätig sind, würde ich mir das überlegen.

MfG

H. Klein

Benutzer_1085

Hallo Herr Klein,

ich tu mir immer etwas hart Abweichungen auszusprechen, wenn der Gesetzgeber die Alternative (hier Abschnitt 7 oder Sprinklerung) vorgibt. Ich hatte auch schon öfter Anträge auf Abweichungen für Überschreitung der Abschnittsflächen mit der Begründung der geringen Brandlasten. Na wenn die Brandlasten so gering sind, dann kann er`s ja rechnen und braucht gar keine Abweichung...Der Antrag auf Abweichung ist aus meiner Sicht oft nur Bequemlichkeit des Nachweisenden. Dafür mag ich meinen Kopf nicht hinhalten. Die Abweichung spreche ich gerne aus, wenn z.B. der rechnerische Nachweis knapp daneben liegt und der abwehrende Brandschutz keine Bedenken hat.

Gruß, Caddy

Mattes

Hallo Caddy, hallo Feuer-Hewi,

aus meiner Sicht spielen bei der Festlegung von 7,5m max. Lagerhöhe die Leiterlängen der Feuerwehr durchaus eíne Rolle, denn bis zu dieser Lagerhöhe kann die Brandbekämpfung -im Sinne von Nachlöscharbeiten bei kleineren Bränden- über Steckleitern stattfinden.

Bei größeren Höhen ist das nicht mehr möglich, daher die Unterstützung der Feuerwehr durch Sprinklerung (so auch in den Erläuterungen zur IndBauRl dargestellt).

Nach Abschnitt 7 darf ich im Sinne einer Erleichterung aufgrund geringer Brandlasten ja auch nur bis 9m OK Lagergut lagern, darüber hinaus gilt die Hochregallager-Richtlinie.

Sofern jemand eine schlüssigere Erklärung für das Mass von 7,5m Lagerguthöhe hat, raus damit.

Wie bereits richtig bemerkt, kanns die Wurfweite/höhe als Maßstab für die zulässige Lagerhöhe ja nicht sein.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_1470

Hallo Teilnehmer

Wie Caddy richtig darstellt sind Abweichungen von der Industriebaurichtlinie bzw. von Ziffer 6 nicht möglich bzw. wird den Nachweiserstellern eine andere genauere Nachweisstufe vorgegeben. Siehe auch Ziffer 4.3 IndBauRL und offizielle Erläuterungen zut IndBauRL.

Wenn es mit dem Rechnen (Ziffer 7 IndBauRL) nicht hinhaut muss eben eine BW oder Brandbekämpfungsabschnittstrennwand dazwischen. Alternativ bestehen noch weitere Möglichkeiten, wie weniger Brandlast, mehr RWA oder Löschanlagen.

Auch die Öffnung der Außenwände kann hilfreich sein. Nicht nur dass dann die IndBauRL formell nicht angewendet werden muss, kann dann die Feuerwehr bei entsprechend Abmessungen von Außen löschen ohne Eigengefährdung. Wenn man diese Lagerung als Freilager betrachten kann ist nur noch die VVB zu berücksichtigen.

Bestimmt gibt es noch weitere Möglichkeiten den Brandschutz legal und schutzzielorientiert in den Griff zu bekommen.

Wenn die BS- Nachweisersteller nicht rechnen wollen, weil sie es nicht können, sollten diese solche Aufträger erst gar nicht annehmen. Es gibt doch auch noch kleinere Gebäude zum üben. Da mussten alle mal durch.

Gruß Norbert Bärschmann

Benutzer_1593

Ich stimme der Antwort von Norbert Bärschmann und Caddy im Wesentlichen zu.

In einem solchen Fall ist ein Nachweis nach Abschnitt 7 IndBauRL das Mittel der Wahl. Das Verfahren lässt i.d.R., wie von N.Bärschman angedeutet, ausreichend Raum den Nachweis durch geschickte "Wahl von Parametern", manche sagen auch Planung dazu, gelingen zu lassen.

Gelingt der Nachweis nicht wüßte ich nicht worauf sich die Zulässigkeit einer Abweichung stützen sollte.

Gruß Martin-Hermann Könning